Psychosen und Schizophrenie

Psychosen sind Störungen der Wahrnehmung, der Emotionen und des Denkens. Diese Wahrnehmungsveränderungen haben bei den Betroffenen häufig Verhaltensänderungen zur Folge und führen oft zu Misstrauen und sozialem Rückzug. Schizophrenie ist eine besonders charakteristische Ausprägungsform einer psychotischen Erkrankung.

Was ist Schizophrenie?

Schizophrenie zählt zu den schweren psychischen Erkrankungen und Psychosen. Zu den Symptomen gehören Wahrnehmungsveränderungen: Die Betroffenen sehen, hören und spüren Dinge, welche für ihr Umfeld nicht sichtbar, hörbar oder spürbar sind. Ebenso sind die Schlüsse, die die Betroffenen aus dieser Wahrnehmung ziehen, für die Angehörigen meist nicht nachvollziehbar.


Welche Anzeichen hat Schizophrenie?

Schizophrenie kann sich auf sehr unterschiedliche Arten und Weisen zeigen. Die ersten Krankheitszeichen sind sowohl für die Betroffenen, als auch für ihr Umfeld sehr schwer zu deuten. Manche Betroffenen sind zuerst gereizt, angespannt, ängstlich und verspüren intensive innere Unruhe. Da die Betroffenen diese Anzeichen und Emotionen nicht deuten oder gar einordnen können, ziehen sie sich zunächst zurück. In weiterer Folge kommt es bei den Betroffenen auch vielfach auch zu einem Leistungsabfall in Schule und Beruf. Sollten Angehörige bzw. das Umfeld zusätzlich bemerken, dass der Betroffene sehr misstrauisch und distanziert ist und vielleicht sogar über Beeinflussungserlebnisse spricht, so sollte dringend professionelle bzw. ärztliche Unterstützung in Anspruch genommen werden.


Zentrale Anzeichen von Schizophrenie

  • Veränderungen der Gedanken: Gedankeneingebungen, Gedankenlautwerden oder Gedankenentzug
  • Wahn: Anhaltender unrealistischer Wahn, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Wahnwahrnehmungen
  • Akustische Störungen: Hören von kommentierenden oder dialogischen Stimmen
  • Wahrnehmungsveränderungen: Anhaltende Halluzinationen – Hören, Sehen, Riechen
  • Konzentrationsstörungen: Gedankenabreißen oder Gedankeneinschübe
  • Stimmungsveränderungen: Anspannung, Getriebenheit, Negativismus, Starrezustände
  • Depressive Verstimmung: Niedergeschlagenheit, Teilnahmslosigkeit, mangelnder Antrieb

Um eine Schizophrenie zu diagnostizieren, muss mindestens ein Anzeichen der ersten drei Kategorien oder zwei Symptome der weiteren Kategorien ein Monat oder länger vorhanden sein.

Jede Schizophrenie ist anders: Nicht bei jedem Betroffenen treten alle Symptome auf. Es kann auch möglich sein, dass manche dieser Anzeichen nur vorübergehend oder in leichter Ausprägung auftreten. Dies führt dazu, dass eine eindeutige Diagnose der Schizophrenie Zeit benötigt und kein einfaches Unterfangen ist. Jedoch ist gerade der Diagnosezeitpunkt entscheidend, denn es wird davon ausgegangen, dass je früher eine Schizophrenie diagnostiziert wird, desto günstiger der Krankheitsverlauf ist.


Wie häufig ist Schizophrenie?

Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge leiden weltweit rund 23 Millionen Menschen an Schizophrenie. Männer sind weitaus öfter betroffen, als Frauen. Die Lebenszeitprävalenz, sprich die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Person im Laufe ihres Lebens zumindest einmal an Schizophrenie erkrankt liegt bei 1,4 Prozent.


Wer ist besonders häufig von Schizophrenie betroffen?

Schizophrenie tritt meist zum ersten Mal zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf. Männer erkranken meist früher als Frauen – im Durchschnitt rund 3-4 Jahre früher. Aus diesem Grund ist eine Diagnose beim Auftreten der ersten Symptome auch so schwierig: Gerade junge Männer in der Hochphase der Pubertät und des jungen Erwachsenenalters ziehen sich nämlich recht häufig zurück. Dies erschwert es dem Umfeld festzustellen, ob es einfach nur eine Entwicklungsphase ist, die der Betroffene durchläuft oder ob es sich dabei wirklich um eine ernstzunehmende psychotische Phase handelt.


Welche Ursachen haben Psychosen bzw. Schizophrenie?

Die Ursachen für Schizophrenie sind noch nicht eindeutig erforscht. Man geht jedoch davon aus, dass eine Kombination unterschiedlicher Faktoren die Entwicklung einer Psychose oder Schizophrenie beeinflusst. Neben der genetischen Veranlagung wird auch angenommen, das bei den Betroffenen durch eine Störung der Hirnentwicklung eine dauernde Verletzbarkeit bzw. Vulnerabilität begünstigt wird. Dies hat zur Folge, dass belastende Faktoren wie Stress, Traumatisierungen, Verluste, Drogen etc. zu einer psychotischen Episode oder gar zu einer psychotischen Erkrankung führen können. Dies nennt man das sogenannte Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Ebenso gibt es Anzeichen, dass bei Schizophrenie-Betroffenen eine Störung im Gleichgewicht der Botenstoffe des Gehirns eine Rolle spielt.


Welche Folgen hat Schizophrenie?

Betroffene von Schizophrenie haben eine niedrigere Lebenserwartung als der Bevölkerungsdurchschnitt. Dies liegt daran, dass in dieser Gruppe sowohl die Rate an körperlichen Erkrankungen (Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.), die Anzahl der Unfälle mit Todesfolge, als auch die Suizidrate erhöht ist.

Aufgrund der Schwere der Erkrankung und des frühen Auftretens der ersten Symptome, haben es die Betroffenen besonders schwer aktiv am Berufsleben teil zu nehmen. Viele können ihre Ausbildung nicht abschließen und ziehen sich auch sozial zurück. Zusätzlich dazu werden sie aufgrund ihres Verhaltens und ihrer Wahrnehmungsstörungen auch oft gesellschaftlich ausgegrenzt und stigmatisiert.


Therapie von Schizophrenie

Das zentrale Ziel der Therapie von Schizophrenie und Psychosen ist, dass die Betroffenen ein weitegehend selbstständiges und von ihrer Krankheit nicht eingeschränktes Leben führen. Es ist daher besonders wichtig, die Psychose möglichst früh zu diagnostizieren und zu behandeln. Bei rund 20% der Betroffenen tritt die Erkrankung nur einmalig auf. Bei den restlichen 80% kommt es immer wieder zu Rückfällen. Es ist daher besonders wichtig, einen Therapieplan zu entwickeln, der von den Betroffenen auch eingehalten wird und vor allem auch ihre Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigt.

Neben einer kontinuierlichen medikamentösen Therapie zur Behandlung der akuten Symptome und Vorbeugung eines Rückfalls, ist es auch wichtig begleitend eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Dies hilft den Betroffenen dabei Stress und emotionale Probleme möglichst gut zu bewältigen, die Vulnerabilität bzw. Empfindlichkeit zu vermindern, die Lebensqualität zu erhöhen und somit Rückfällen vorzubeugen. Eine gesunde TherapeutInnen-PatientInnen Beziehung ist hier besonders wichtig, um langfristig kontinuierlich Rückfälle vorzubeugen. Für viele Betroffenen ist es ebenfalls sehr schwer ihre Krankheit zu akzeptieren und zu verstehen, auch hier kann eine Psychotherapie besonders hilfreich sein.

Eine Psychotherapie kann auch für die Angehörigen von Schizophrenie Betroffenen sehr wichtig sein, um sie bestmöglich zu unterstützen.


Was kann ich selbst tun?

Achten Sie auf Warnzeichen! Sollten Sie an sich selbst oder bei jemanden in Ihrem Umfeld Anzeichen einer psychotischen Erkrankung oder Schizophrenie feststellen, so kontaktieren Sie bitte umgehend eine Ärtzin/einen Arzt oder eine Therapeutin/einen Therapeuten.

Meiden Sie Alkohol und Drogen! Viele Betroffenen therapieren sich besonders beim Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen mittels Alkohol, Drogen und Medikamenten selbst. Nehmen Sie keine Medikamente ein, die Ihnen nicht persönlich von Ihrem Arzt verschrieben wurden! Alkohol, Medikamente und Drogen können sich auf den Krankheitsverlauf auswirken. Suchen Sie Rat bei einer Ärtin/einem Arzt bzw. einer Therapeutin/einem Therapeuten.

Quellen
Über die AutorIn
Caroline Korneli

Redakteurin

Schlagworte Psychose Schizophrenie