Burnout

Das Krankheitsbild Burnout ist wissenschaftlich immer noch nicht eindeutig definiert. Im internationalen Diagnosemanual ICD-10 findet sich Burnout in der Kategorie „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ und wird als „Ausgebranntsein“ und „Zustand der totalen Erschöpfung“ beschrieben.

Was ist ein Burnout?

Der Begriff Burnout wurde erstmals 1974 von dem deutsch-amerikanischen klinischen Psychologen und Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger erwähnt. Freudenberger beschrieb Burnout als Zustand der Erschöpfung und Frustration, der durch Überforderungen und Überengagement erzeugt wird, die der Person schlussendlich die gesamte Energie und innere Kraft rauben. Sein bekanntes 12-stufiges Modell von Burnout beginnt beim Betroffenen mit hoher Motivation und endet schlussendlich ohne Behandlung bei einem psychischen und physischen Zusammenbruch.


Welche Anzeichen hat Burnout?

Ein Burnout hat viele Gesichter. Es ist daher in der Praxis so, dass die Betroffenen nicht immer alle aufgelisteten Anzeichen erfüllen müssen oder sich diese auch anders zeigen können. Manche Betroffene sprechen zunächst über ihre körperlichen Anzeichen, bevor sie sich über ihre psychischen oder seelischen Anzeichen überhaupt Gedanken machen (können).

Zu den häufig geschilderten Anzeichen von Burnout zählen:

Psychisch:

  • Freudlosigkeit
  • Innere Leere bzw. Gefühlslosigkeit
  • Gleichgültigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • Angst
  • Grübeln
  • Schuldgefühle
  • Zynismus und Verbitterung
  • Konzentrationsprobleme
  • Unentschlossenheit
  • Reizbarkeit
  • Suizidgedanken

Körperlich:

  • Schlafstörungen
  • Schmerzen: Kopfschmerzen, Rückschmerzen etc.
  • Nachlassen des sexuellen Verlangens
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Unruhe
  • Panikattacken
  • Herzrasen
  • Atemnot
  • Schwindelgefühle

Sollten Sie bei sich diese Anzeichen über einen längeren Zeitraum beobachten, so wenden Sie sich bitte an eine Psychotherapeutin/einen Psychotherapeuten. Bei einem Erstgespräch mit der Psychotherapeutin/dem Psychotherapeuten wird besprochen, welche Art von Unterstützung für Sie hilfreich wäre bzw. wie Ihr persönlicher Weg zur Besserung aussehen kann.


Wer ist besonders häufig betroffen?

Das Klischee des gestressten Managers, der ein Burnout hat ist zwar immer noch gängig, doch zeigte sich in vielen Studien, dass ein Burnout nicht immer nur von arbeitsbedingtem Stress ausgelöst werden kann.

Burnout kann einerseits durch sehr intensive Arbeitsbelastung und chronischen Stress entstehen, andererseits aber auch von Stress im Privatleben verursacht werden - beispielsweise durch die Pflege eines erkrankten Angehörigen oder Kindes über einen sehr langen Zeitraum oder auch einem zehrenden Sorgerechtsstreit im Zuge einer Scheidung.

Je nach Ursache, unterscheiden sich dann auch die Anzeichen, die es zu beachten gilt. Gemeinsam haben sie dennoch das Gefühl, dass es an Entscheidungsfreiheit mangelt.

Dadurch entsteht bei den Betroffenen das Gefühl, die Kontrolle über die Situation verloren zu haben, was bei ihnen wiederum den Eindruck verstärkt, dass sie unbedingt „funktionieren müssen“. So entsteht ein für Burnout typischer „Teufelskreis“ aus dem viele Betroffene alleine nur sehr schwer herausfinden.


Welche Folgen hat Burnout?

Die Folgen von Burnout sind sehr umfassend und betreffen das Berufs- als auch das Privatleben. Beruflich hat ein übergangenes Burnout häufige Krankenstände, hohe Fehleranfälligkeit bis hin zu einer längeren Arbeitsunfähigkeit zur Folge. Privat kann ein Burnout wiederum zu sozialem Rückzug, Isolation und Problemen in der Familie führen.

Aber nicht nur das: Ein schweres Burnout kann bei Nichtbehandlung auch zu einer depressiven Erkrankung oder gar zum Suizid führen. Daher ist es wichtig, besonders früh therapeutische Interventionen und Behandlungen in Anspruch zu nehmen.


Psychotherapie von Burnout

Wenn der Leistungsdruck und das Gefühl der Überforderung über einen längeren Zeitraum zunehmen, ist es wichtig über das Gefühl der Einengung und Belastung zu sprechen und wieder bewusst Freiräume zu schaffen. Eine Therapie mag zwar auf den ersten Blick wie ein weiterer zeitintensiver Faktor wirken, jedoch kann eine frühzeitige Behandlung der ersten Anzeichen die eigene Arbeitsfähigkeit auf lange Sicht stärken und sich positiv auf die Lebensfreude auswirken.

Im Rahmen der Psychotherapie ist es besonders wichtig, gemeinsam mit der Therapeutin/dem Therapeuten die „inneren Auslöser“ für das Burnout ergründen. In manchen Fällen kann es notwendig sein, sich mit der Persönlichkeit und der Lebensgeschichte der Betroffenen (Traumata) auseinander zu setzen. In anderen Fällen wiederum reichen kurzfristige Ansätze, in denen gemeinsam mit der Therapeutin/dem Therapeuten Coping-Mechanismen entwickelt werden, um die momentane Situation für den Betroffenen zu erleichtern. Ihre Psychotherapeutin/ihr Psychotherapeut wird mit Ihnen die für Sie passende Intervention bzw. Therapie besprechen.


Wie häufig ist ein Burnout?

Ein Burnout ist keine Seltenheit, dennoch wird in den wenigsten Unternehmen oder auch gar im Freundeskreis offen darüber gesprochen. Dabei sind laut einer Studie des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz rund 30 % der Erwerbstätigen burnoutgefährdet. Die tatsächliche Burnoutrate liegt bei 10 % der Erwerbstätigen. Quelle: Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) - Prävalenz des Burnout-Syndroms in Österreich Verlaufsformen und relevante Präventions- und Behandlungsstrategien, Seite 4: https://www.sozialministerium.at/cms/site/attachments/2/2/0/CH3434/CMS1500897670783/praevalenz_des_burnout-syndroms_in_oesterreich_-_langfassung.pdf

Offene Gespräche, Zurverfügungstellung von Informationen über psychische Belastungen und innerbetriebliche Maßnahmen zur Prävention und Vorbeugung von Burnout können einen wichtigen Beitrag leisten diese Zahlen zu senken. Strategien zur betrieblichen Gesundheitsförderung finden Sie beispielsweise beim Fonds Gesundes Österreich.


Was kann ich selbst tun?

In einem Satz formuliert: Achten Sie auf sich! Das klingt jetzt vielleicht banal, ist jedoch der wertvollste Rat, den man sich selbst und auch anderen geben kann. Achten Sie auf die Signale ihres Körpers und ihrer Psyche und reagieren sie dann auch dementsprechend darauf.

Das bedeutet im Job beispielsweise:

  • dass Sie nicht immer erreichbar sein müssen.
  • dass es auch reicht, Emails nur jede Stunde einmal abzurufen.
  • dass Sie regelmäßige Regenerationsphasen einplanen sollen.
  • dass Sie den Mut finden zu Zusatzaufgaben auch „Nein“ sagen zu können.
  • dass Sie sich die Zeit nehmen Aufgaben schrittweise und nacheinander abzuarbeiten.

Diese Ratschläge sind selbstverständlich auch auf das Privatleben anwendbar: Nehmen Sie sich Zeit für sich und Ihre Bedürfnisse. Es ist auch in Ordnung eine Verabredung abzusagen, wenn Sie durch die Einhaltung nur zusätzlichen Stress erzeugen würde. Sport, Erholung und „Frei-Zeit“ ist wichtig für Ihr psychisches Wohlbefinden und sollte daher immer Platz in Ihrem Kalender haben.

Sollte sich bei Ihnen jedoch das Gefühl der Ratlosigkeit verstärken und sich bereits einige der oben genannten Anzeichen bemerkbar machen, so zögern Sie bitte nicht und suchen Sie Rat und Unterstützung bei einer Psychotherapeutin/einem Psychotherapeuten.

Quellen
Über die AutorIn
Caroline Korneli

Redakteurin

Schlagworte Depression Burnout