Persönlichkeitsstörungen

Eine Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung bei der es zu einer extremen Ausprägung der Persönlichkeit und Verhaltens kommt, die für die Betroffenen zu belastenden Situationen bzw. Konflikten mit ihrer Umwelt führt.

Was sind Persönlichkeitsstörungen?

Persönlichkeitsstörungen sind Muster des Erlebens und Verhaltens, das heißt der Persönlichkeit von Menschen, die von Mustern des Umfelds oder der „Norm“ abweichen. Bei Persönlichkeitsstörungen sind bestimmte Charakterzüge bzw. Aspekte der Persönlichkeit sehr stark ausgeprägt, was häufig zu zwischenmenschlichen Konflikten führt.

In vielen Fällen zeigen sich die abweichenden Verhaltensmuster und des persönlichen Erlebens bereits in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter. Es kommt dabei über einen langen Zeitraum zu Schwierigkeiten und Komplikationen bei zwischenmenschlichen Interaktionen im Allgemeinen und nicht nur bei bestimmten Personen. Die Betroffenen zeigen unflexible und starre Verhaltensmuster bei unterschiedlichen Personen, die es ihnen erschweren einen problemlosen Alltag mit gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen zu führen.


Welche Arten von Persönlichkeitsstörungen gibt es?

Es gibt mehrere unterschiedliche Arten von Persönlichkeitsstörungen, die hier überblicksmäßig dargestellt und beschrieben werden.

Zu den häufigsten Formen zählen die folgenden Störungen:

Borderline - Persönlichkeitsstörung: starke Stimmungsschwankungen, Impulsivität, instabile zwischenmenschliche Beziehungen, verzerrtes Selbstbild, Schwierigkeiten mit Nähe und Distanz, Angst verlassen zu werden, Hang zu selbstverletzendem Verhalten, Suizidalität.

Narzisstische dissoziale Persönlichkeitsstörung: selbst empfundene Großartigkeit, starkes Bedürfnis nach Bewunderung, Mangel an Empathie bzw. Einfühlungsvermögen, Mangel an Schuldgefühlen und Reue, impulsiver Denkstil, eingeschränkte Reflexionsfähigkeit, Inkonsequenz, Mangel an Beziehungsfähigkeit.

Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung: Unsicherheit, Anspannung, Minderwertigkeitsgefühle, starkes Bedürfnis nach Zuneigung und Akzeptanz, Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und Kritik, eingeschränkte Beziehungsfähigkeit, Überbewertung von Gefahren und Risiken im Alltag.


Welche Anzeichen haben Persönlichkeitsstörungen?

Ein zentrales Kennzeichen von Persönlichkeitsstörungen ist Instabilität. Personen mit Persönlichkeitsstörungen sind sehr impulsiv, was sich nicht nur auf ihre sozialen Beziehungen wie Freundschaften und Partnerschaften auswirken kann, sondern auch auf ihre berufliche Laufbahn. Aber nicht nur das: Bei den meisten Persönlichkeitsstörungen ändert sich auch das Selbstwertgefühl und die Selbstwahrnehmung der betroffenen Person. Von massiver Selbstüberschätzung und Arroganz bis hin zu Ängstlichkeit, Unsicherheit und Hilflosigkeit ist bei Persönlichkeitsstörungen jede Form der Selbstwahrnehmung möglich. Manchmal kann es bei den Betroffenen auch zu kurzfristigen und plötzlichen Schwankungen zwischen diesen beiden Polen kommen.

Obwohl die Stimmung der Betroffenen sehr stark schwankt, ist ihr Denkmuster meist sehr starr und bewegt sich zwischen den absoluten Extremen: „schwarz-weiß“ bzw. „gut-böse“. So werden von den Betroffenen Personen in ihrem Umfeld schnell in Kategorien gesteckt, je nachdem wie sie sich gerade jetzt verhalten und dementsprechend ändern die Betroffenen auch das Verhalten dieser Person gegenüber.


Welche Ursachen haben Persönlichkeitsstörungen?

Die Persönlichkeit eines Menschen ist etwas höchst Individuelles, genauso ist es auch mit der Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung. Die Entwicklung unserer Persönlichkeit wird zum Teil genetisch beeinflusst, aber auch durch unsere Sozialisation in Kindheit und Jugend. Traumatisierende Erlebnisse wie Heimaufenthalte, Verluste nahestehender Personen, Gewalterfahrungen, körperlicher und sexueller Missbrauch etc. belasten die Entwicklung der Persönlichkeit und können dazu führen, dass sich gewisse Strukturen im Hirn auf bestimmte Art und Weise entwickeln. Dies wiederum beeinflusst, wie die Betroffenen die Welt und ihre eigenen Gefühle wahrnehmen, was sich wiederum massiv auf ihren Umgang mit anderen Menschen auswirken kann.

Es zeigt sich hier wie bei so vielen anderen psychischen Erkrankungen, dass mehrere unterschiedliche Faktoren die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung beeinflussen können und die Erkrankung nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen ist.


Welche Folgen haben Persönlichkeitsstörungen?

Persönlichkeitsstörungen treten häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen auf bzw. können diese auslösen. Dazu gehören unter anderem Angststörungen, depressive Störung, Essstörungen und Suchterkrankungen.

Besonders selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität sind Folgen bzw. Anzeichen von Persönlichkeitsstörungen. Hier ist es äußerst wichtig schon bei den ersten Selbstverletzungen umgehend professionelle Hilfe aufzusuchen und eine therapeutische Behandlung zu beginnen.


Wie häufig sind Persönlichkeitsstörungen?

Rund 10-15% der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an einer der zahlreichen Formen einer Persönlichkeitsstörung. Frauen und Männer sind in etwa gleich häufig von Persönlichkeitsstörungen betroffen.


Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen

Die Psychotherapie eignet sich gut zur Therapie von Persönlichkeitsstörungen. Je nach Art der Persönlichkeitsstörung gibt es unterschiedliche Therapiekonzepte bzw. Methoden, die besonders gut geeignet sind. Es ist wichtig zu beachten, in welcher Situation sich der Betroffene zum Therapiezeitpunkt befindet: Gibt es eine akute suizidale Gefährdung, so müssen andere Therapiemaßnahmen gesetzt werden, als in stabilen Krankheitsphasen oder wenn parallel noch eine weitere psychische Erkrankung wie beispielsweise eine Depression diagnostiziert wurde. Ein zentraler Pfeiler der Therapie ist das Erarbeiten einer emotionalen und sozialen Kompetenz, die es den Betroffenen ermöglicht, die Emotionen ihres Umfeldes besser zu deuten und solidere zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Ebenso wichtig ist es, dass Betroffene ihre Konfliktmuster erkennen und an ihnen arbeiten. Nur so kann auf lange Sicht verhindert werden, dass Konflikte zu Krisen führen, welche möglicherweise ein selbstverletzendes Verhalten nach sich ziehen.

Gerade für Betroffene von Persönlichkeitsstörungen ist es sehr schwierig eine Therapie zu akzeptieren und sich zu hinterfragen. Es ist daher besonders wichtig, dass der Betroffene eine gute Beziehung zur Therapeutin/zum Therapeuten entwickelt und somit die Therapie konstant fortsetzt.

In vielen Fällen kommt neben der Psychotherapie begleitend auch eine medikamentöse Therapie zur Anwendung.


Was kann ich selbst tun?

Sollten Sie vermuten, dass sie selbst von einer Persönlichkeitsstörung betroffen sind, so ist es besonders wichtig, sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu holen. Sie sind nicht alleine – Ihre Therapeutin/Ihr Therapeut unterstützt Sie auf Ihrem Weg. Sich professionelle therapeutische Hilfe zu suchen ist zwar kein leichter Schritt, doch der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung.

Achten Sie auf sich und therapieren Sie Ihre Stimmungsschwankungen nicht selbst: Alkohol und Drogen können einen gesunden Umgang mit Ihren Gefühlen nicht ersetzen und führen meist nur dazu, dass sich die Situation verschlimmert.

Quellen
Über die AutorIn
Caroline Korneli

Redakteurin